Die Schule

Im September 2019 begann nun auch für unsere Milly der Ernst des Lebens. Die letzten Monate standen im Zeichen der Schulauswahl und -anmeldung. Für Markus und mich stand immer fest, dass wir keine inklusive Beschulung für Milly möchten. Der Betreuungs- und Pflegeaufwand wäre zu hoch, therapeutische Angebote sind an einer Regelschule nicht vorhanden.

Uns ist auch wichtig, dass unser Kind so angenommen und aufgenommen wird, wie es ist und nicht nur geduldet wird. Nach der schon viele Jahre währenden kontroversen Diskussion um Inklusion an Schulen und die für eine erfolgreiche Inklusion fehlenden Rahmenbedingungen, fiel es uns nicht schwer, uns für die Martinsschule in Ladenburg bei Heidelberg zu entscheiden.

Die Martinsschule ist eine Schule für körperbehinderte Kinder, die auch den Schwerpunkt “Geistige Entwicklung” anbietet. Sie ist super ausgestattet, vorort gibt es therapeutische Angebote, wie Physiotherapie, einen Snoezelenraum, ein Schwimmbad u.v.m.

Außerdem wird Milly in kleinen Gruppen mit einem sehr guten Betreuungsschlüssel unterrichtet. Es sind sogar Kinderkrankenschwestern für Pflegeverrichtungen bzw. im Not- und  Krankheitsfall vor Ort. Da wir nicht wissen, wie sich der weitere Krankheitsverlauf gestaltet, beruhigt es uns sehr zu wissen, dass Milly auch in einem solchen Fall immer gut betreut sein wird.

Nach dem Aufnahmegespräch und der Schulbesichtigung im letzten Jahr, stand für uns schnell fest, dass das Millys Schule wird. Sie wurde uns auch von allen Seiten wärmstens empfohlen. Mittlerweile hatten wir die Bewilligung des Schulamts erhalten und die Schulaufnahme abgeschlossen.

Am 16.09.2019 startete Milly dann das Abenteuer Schule. Sie besucht die Eingangsklasse, eine Art Vorschule, in der sie ein Jahr lang an den Schulalltag herangeführt wird.

Den teilweise gesundheitlich sehr eingeschränkten Kindern wird aber Einiges abverlangt. Wir Eltern von mehrfach schwerbehinderten Kindern haben bei der Schule leider nicht die Qual der Wahl und können froh sein, wenn eine passende Sonderschule halbwegs in Wohnortnähe ist. Das Einzugsgebiet der Martinsschule ist daher sehr groß, viele Kinder haben lange Wegstrecken zu meistern.

Wohnortnähe heißt in unserem Fall eine Anfahrt mit dem Auto in 20-30 min von unserem Wohnort zur Schule nach Ladenburg. Milly nimmt einen Fahrdienst für schwerbehinderte Menschen in Anspruch, der aber gut 60 min pro Wegstrecke (!) unterwegs ist, da noch vier weitere Kinder mitgenommen und von zuhause abgeholt werden müssen. Für Milly startet daher der Schultag in der Früh um 07.05 Uhr, wenn sie vom Fahrdienst abgeholt wird.

Über diese “kurze” Fahrtzeit können wir noch froh sein. Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis informierte uns, dass sogar eine Fahrzeit pro Fahrtweg von 90 min zumutbar ist. Nach einer so langen Fahrt sind viele der Kinder sehr erschöpft. So auch Milly, wenn sie am Nachmittag gegen 16.30 Uhr nach Hause kommt. Bisher verlief aber alles sehr gut. Unsere große Sorge, dass Milly die lange Fahrt im Rollstuhl nicht durchstehen würde, bestätigte sich zum Glück nicht. Sie fährt sehr gerne mit dem Bus und kann in der Früh kaum abwarten, dass es losgeht. Die anderen Kinder und die liebevolle Art von Fahrerin und Beifahrer machen die Fahrtzeit sicher sehr gesellig und unterhaltsam.

Zum Unterricht können wir noch nichts sagen. Jedes Kind wird aber nach seinen individuellen Fähigkeiten gefördert und das ist Markus und mir sehr wichtig. In diesem kurzen Beitrag des RNF, können Sie sich gerne selber ein Bild von der Martinsschule machen.

Heidelberg, 24.09.2019